Mittwoch, 9. April 2014

Route 666










Heute wollen wir vom Grödnerjoch aus entlang des Sellamassivs oberhalb der Baumgrenze zum Wasserfall und durch das Mittagstal zurück wandern. Dazu nehmen wir nicht die Gondel, sondern laufen hoch zur Passhöhe. Der Weg führt zunächst gemächlich, später etwas steiler durch Wiese und Wald und gibt beim Blick zurück das ganze Panorama mit Passstraße und dem idyllisch eingebetteten Colfosco und dessen Hausberg Sassongher. Bevor wir auf der Terrasse des Restaurants „Frara“ auf der Passhöhe einen Cappuccino gönnen, haben wir den unvergleichlichen Langkofel fotografiert und uns bereits umgesehen, wo wir in unsere Route einsteigen können.
Der Wanderweg Nr. 666 beginnt unmittelbar hinter dem Restaurant „Frara“ oberhalb der Passstraße. Als harmloser schmaler Pfad schlängelt er sich hinauf und führt uns schnell auf eine Höhe, von der aus wir das ganze Panorama mit Cirjoch, der Dantercepies Bergstation, Jimmy Hütte, Almen mit Heustadeln, Pasststraße und mitten darin unsere Cappuccinoterrasse vor Augen haben. Auf vielleicht halber Höhe des Sellamassivs gehen wir dann eine ganze Strecke weit ziemlich eben in  Richtung Colfosco und Corvara, umgeben von Bergblumen in Rot, Blau, Gelb und Weiß, links der Abgrund, mal steil mal sanfter, rechts der schroffe Fels des mächtigen Sella und inzwischen unter uns das liebliche Tal mit Colfosco und Sassongher.
Der Pfad wird schroffer und dann kommt die Stelle, an der wir den Wanderweg 666 verlassen und auf der 29 weiter wandern in Richtung Wasserfall. Der Blick zurück zeigt uns Passstraße, Almen und Cirspitzen unter felsigem Abgrund und der Blick nach vorne lässt Sassongher, Colfosco mit unserem Mesoles und Corvara näher rücken. Dann hören wir ihn schon, den Wasserfall, und sehen ihn auch bald. Oben rechts über ihm klebt eine ganze Kette von winzig kleinen Kletterern, die sich in Serpentinen den Felsen hinaufkämpfen zum See und zur Pisciaduhütte. Wir überqueren den vom Wasserfall gespeisten Bach, füllen unsere Trinkflaschen, suchen uns einen schönen Sitzfelsen und machen erst einmal Picknick.
 Danach wird der Weg noch einmal richtig schön, rechts und links Bäume und ein Flickenteppich in Grün, Grau und Rot bis zum Schild, auf dem wir lesen, dass wir nach Colfosco noch eine Stunde und zehn Minuten zu wandern haben. So lange? Das kommt uns lang vor, zumal unser „Mesoles“ links unten zum Greifen nah scheint und vor uns bereits die gewaltige Felswand des Mittagstales aufragt. Wir steigen ein in den unteren Teil dieses berühmten Tales. Und der Abstieg hat es in sich. Wir befinden uns plötzlich in einem Labyrinth aus Felsen, in dem wir an manchen Stellen vergeblich nach Orientierung suchen. Entweder ist die Lücke zwischen den Brocken zu eng oder gar keine zu finden und in jedem Falle zu hoch und zu steil. Mit Suchen und Probieren kommen wir langsam tiefer. Es geht einigermaßen, bis mir ein Missgeschick passiert, das mir einen Moment lang den Schock in die Adern treibt. Die Sohle eines meiner Schuhe hat sich gelöst, hängt nur noch vorne am Zeh und klafft gefährlich auseinander. Ich schau zu Walter hinüber. Ihm steht der Schreck im Gesicht geschrieben. Ohne Sohle läuft in diesem schroffen Gelände gar nichts. Holt mich hier raus! Mit zitternden Händen binde ich mit dem Schnürband das Teil am Schuh fest und hoffe, dass es hält  und nicht an den scharfen Steinen durchscheuert. Weiter absteigen, es gibt ja keinen anderen Weg. Es scheint gut zu gehen. Ganz langsam kommen wir hinunter, bis zum nächsten Missgeschick. Der zweite Schuh macht dieselben Sohlensperenzchen macht.  Ich könnte schreien, doch Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Auch dieser Bösewicht wird in gleicher Weise mit dem Schnürband behandelt, das heißt, meine Schritte werden noch vorsichtiger. Konzentration pur ist angesagt. Und durchhalten, denn wir haben unser Ziel noch lange nicht erreicht, auch wenn wir es schon prima sehen können. Es geht noch ein gutes Stückchen steil abwärts. Wir kämpfen uns langsam hinunter und erreichen nach einer gefühlten Ewigkeit den sicheren Spazierweg, der uns nach einer erstmaltiefdurchatmen Bankpause zum unteren Teil des Wasserfalls führt, dem touristischen Bereich. Der ist schön präpariert, sodass ich es sogar wage, auf notdürftig festgebundenen Sohlen die paar Höhenmeter hochzusteigen. Schließlich gelangen wir quer über die Wiese und durch ein Wäldchen zur Herberge, auf deren Terrasse wir unseren Herrn Lanzinger mit der Geschichte erheitern und uns ein kühles Skiwasser genehmigen. Ja, das Mittagstal ist nicht einfach und sie müssten da mit den Wanderwegen viel mehr machen, meint er.
Leseprobe und Fotos aus: 


Fotos: Renate Hupfeld im Juli 2013

Dienstag, 8. April 2014

Rund um den Langkofel










Heute wird’s spektakulär. Jedenfalls wenn ich dreißig Jahre zurück denke. Da haben wir nämlich auf Skiern das gemacht, was wir heute planen, wir haben den Langkofel umrundet. Nun wollen wir ihn umwandern. Einerseits bin ich sehr gespannt auf die Tour, andererseits doch ziemlich aufgeregt, denn das Skiabenteuer war schon sehr besonders, besonders spektakulär, wenngleich alles gut gegangen ist. Der obere Teil war der pure Horror und auf den bin ich am meisten gespannt.
Wir fahren mit dem Auto los über das Grödner-  zum Sellajoch und parken (kostenpflichtig) auf der Passhöhe. Dann beginnt schon die erste Aufregung. Wir wollen die weißen Zweiergondeln nehmen, die uns die Scharte hinauf bringen. Das ist noch genauso wie vor dreißig Jahren. Das Teil hält nicht an. Das heißt, man muss sich an einen vom Liftmenschen angewiesenen Platz stellen, genau aufpassen, wenn der Käfig kommt, hoffen, dass der Liftmensch die Tür öffnet, ein Stück mitlaufen und reinspringen. Ich schaffe das nur, weil mich jemand am Arm packt und halb hineinhebt und halb hineinschubst. Jedenfalls weiß ich nicht genau, wie ich hereingekommen bin. Plötzlich stehe ich neben Walter, der es wie durch ein Wunder auch geschafft hat. So eng eingezwängt werden wir hinaufgebracht, eigentlich doch ganz bequem, wenn ich sehe, wie einige Unverdrossene unten in der Scharte zwischen Felsbrocken und Geröll hinaufkraxeln. Das hat nämlich schon was von Mittagstal. Wenn ich hinauf- und hinunterschaue, sieht es wirklich spektakulär aus, die berüchtigte Scharte und die steinerne Stadt, die wir in unzähligen Sellarunden passiert haben und die Passhöhe, inzwischen ganz klein geworden.
Der Ausstieg aus dem seltsamen Gefährt ist für mich genauso aufregend wie der Einstieg und ich bin froh, als ich wieder Boden unter meinen neuen Wanderschuhen fühle. Sofort strebe ich zum Ausblick in die andere Richtung der Scharte, die ich als Abgrund in Erinnerung habe. Und was ich da sehe, lässt mir sogar noch im Nachhinein meinen Atem stocken. Wie sind wir vor drei Jahrzehnten nur mit Skiern diese enge steinige steile Scharte hinunter gekommen? Wanderer jedenfalls sind heute in großer Zahl auf der Route unterwegs, das heißt, wir müssen den Weg gar nicht suchen.
Nach einigen Höhenmetern Abstieg ist es nicht mehr ganz so steil und der Blick zurück zeigt die Demetzhütte neben der Gondelankunft schon in einiger Entfernung. Wir sind auf jeden Fall viel sicherer unterwegs als noch vor zwei Tagen und freuen uns mit jedem Schritt nicht nur über meine neuen Schuhe, sondern auch über unsere Trekkingstöcke, die sich als prima Hilfe erweisen.
Nach einer Weile erreichen wir am Fuße eines schroffen Felsriesen des Plattkofel eine Hütte. Die muss es vor drei Jahrzehnten schon gegeben haben. Nur lag sie an jenem Januartage tief verschneit und war natürlich nicht bewirtschaftet, denn wer war schon so verrückt, auf Skiern hierher zu fahren? Seinerzeit jedenfalls war sie ein guter Orientierungspunkt, um im unberührten Gelände zu sagen: Wir fahren jetzt auf die Hütte zu. Und da hatten wir es noch lange nicht geschafft, sondern kämpften uns weiter bis hinunter zu einer Ebene mit einen Pfad durch eine Anpflanzung von Bäumen, wo wir uns erst einmal der Länge nach in den Schnee fallen ließen und uns freuten, dass wir diesen Berg hinter uns gelassen hatten, bevor wir uns aufrappelten, bis zu einer Straße wanderten und dieser folgten, bis wir endlich einen Lift erreichten, von dem aus wir auf Skipisten unserer Langkofelrunde folgen konnten. Mittlerweile wissen wir, dass das die Bergstation des Monte Pana gewesen sein musste und dass wir uns mit diesem Abenteuer komplett übernommen hatten, doch das verblasst in der Erinnerung, denn die Faszination der winterlichen Landschaft ist nach wie vor lebendig.
Wir haben also die Langkofelhütte erreicht, heute belagert von Bergwanderern, die sich in der Mittagssonne auf Terrasse und den umgebenden Felsen zum Picknick niedergelassen haben. Nun müssen wir den Plattkofel mit Hütte links liegen lassen und uns nach rechts orientieren und einen Weg um unseren Langen herum finden.
Etliche Höhenmeter oberhalb des Bogens, mit dem wir auf Skiern den Langkofel umrundet haben, gehen wir jetzt weiter auf dem Wanderweg Nr. 626 bis zu einem Aussichtsplatz mit Bänken, ideal für ein Picknick einschließlich Panoramablick auf Schlern, Vajolet und irgendwo ganz rechts muss der Monte Pana sein. Auf einem Schild lesen wir, dass ein Wanderweg von dort hier hinauf und zur Langkofelumrundung in beiden Richtungen führt.
Steinig und geröllig geht’s weiter auf schmalen Pfaden. Im Schatten des Langen überqueren wir ein Schneefeld und eine Rinne. Irgendwann lugt das Sellamassiv  über eine Kuppe, lässt grüßen und sagen, wir haben den größten Teil geschafft. Dicke Felsbrocken geben einen Vorgeschmack auf die steinerne Stadt, die wir dann auf der Skitrasse durchqueren werden und blaue Fahnen weisen hin auf die Comicihütte. Nach der Cappuccinopause ist es nur noch ein Spaziergang mit wunderbaren Ausblicken auf Sella und Marmolada. Von rechts oben blickt der mächtige Berg zufrieden auf uns herab. Ja, Langer, wir haben dich nun zum zweiten Mal umrundet.

Leseprobe und Fotos aus: 


Fotos: Renate Hupfeld im Juli 2013

Mittwoch, 12. März 2014

Sechs Wanderungen im eBook

Campolongo - Cherz - Pralongia - Corvara

Grödnerjoch - Cirjoch - Crespeinasee - Edelweißtal

Grödnerjoch - 666 entlang des Sella - Wasserfall - Mittagstal

Umrundung des Langkofel

Colfosco - Corvara - Boé Skiwiese - Campolongo

Kolfuschger Höhenweg zum Grödnerjoch


Freitag, 28. Februar 2014

Mittwoch, 26. Februar 2014

Edelweißtal im Schnee

Gondel hinauf mit Blick auf den Sassongher

Forcelleshütte am Colfuschg Höhenweg

Hüttchen mit dicker Schneemütze

Blick in die Scharte, die hier so harmlos aussieht

Edelweißhütte

vor der Pradathütte

Piste auf dem Kolfuschger Höhenweg